Dummes Gelapp

Texas / USA - Tagebuch

05. Februar 2006
   

Inhalt    

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Fr, 20. 01. - Stress

Früh, halb 8 sind wir in die Firma gefahren und haben Peter dort abgeliefert.
Dirk und ich sind mal wieder ins Social Security Office gefahren.
Halb 9 waren wir schon dort, aber um 9 machen die erst auf. Trotzdem war schon eine Megaschlange vor dem Eingang. Oh Mann. Aber das schöne Wetter und die Freude, in Texas zu sein, hat die Laune gleich wieder bis ins Maximum angehoben.
Außerdem haben wir uns wieder mit jemandem aus der Schlange unterhalten. Diesmal ein Chinese hinter uns, der dann aber nach einer halben Stunde wieder gegangen ist. Ihm hats wohl zu lange gedauert.
Nach etwa zweieinhalb Stunden (insgesamt waren wir 4 Stunden! in dem Office) haben wir uns in der Schlange bis zum Schalter vorgearbeitet. Dirk hatte eine Extra-Wartenummer gezogen (das durften wir diesmal selber machen) und musste deshalb auch warten und durfte nicht gleich mit mir zum Schalter.
Diesmal wollte mich die Frau am Fenster wegschicken, weil eine Unterschrift auf dem 'Sponsorletter' von CIEE fehlte. Das war auch der Letter, den die Frau von gestern wohl nicht für voll genommen hatte. Die Frau von gestern meinte, unser Sponsor wäre der Arbeitgeber und nicht CIEE.
Na, jedenfalls ging kein Weg rein, unsere Social-Security-Karte zu kriegen.
Die hätten wir schon ganz gerne gehabt. Die brauchen wir ja u. a. für einen Führerschein, für die Firma, für ein Bankkonto und für vieles andere mehr.
Mittlerweile saß Dirk bei einer anderen Frau am Fenster nebenan. Da habe ich mich, nach dem ich abgespeist worden bin, gleich mal dazu gesetzt. Er hatte natürlich das gleiche Problem. Bloß bei ihm hat die nette Dame hinter der Scheibe erstmal 20 Minuten rumgefragt, was mit uns zu tun sei.
Das wundert mich aber sehr! Peter hat die Nummer auch ohne Unterschrift erhalten, und Holger (ein Praktikant vor uns, den wir hier nicht mehr gesehen haben) hat die Nummer dann mit Peters Hilfe ebenfalls ohne Unterschrift erhalten.
Die Dame hinter dem Schalter meinte, wir sollen bei CIEE (unserem 'Sponsor') anrufen, und eine Unterschrift verlangen.
Also ham wir gleich mal vor Ort und Stelle bei CIEE angerufen (ein Telefon hing gleich ein paar Meter neben dem Schalter) und denen die Situation geschildert. Der Typ am anderen Ende meinte, wir bräuchten diese Unterschrift nicht. Die vom Amt hätten keine Ahnung. Wir sollten den 'Operation Supervisor' (der oberste Chef vom Amt) verlangen, und das dann mit dem klären. Wenns Probleme gibt, soll der CIEE zurückrufen.
Also ham wir dann bei dem 'netten' Sicherheitsbeamten (war ja alles ein Raum, das Fenster, die Warteschlange, das Telefon, der Sicherheitsbeamte) den Operation Supervisor (was für ein Titel) verlangt. Der Sicherheitsbeamte hat unsere Pässe mitgenommen und gemeint, wir sollen uns setzen, wir werden dann aufgerufen.
Nach ein paar Minuten kam dann auch eine Frau (das war dann der Operation Supervisor) mit den Pässen in der Hand aus der Tür und wollte unsere Namen aufrufen. Das haben wir ihr erspart (das hätte bestimmt lustig geklungen) und sind gleich auf sie zugegangen. Mit ihr sind wir dann durch die Tür in die hinteren Räume gewandert.
Wie es so für Amerikaner üblich ist, ging das Gespräch natürlich erstmal mit einem Smalltalk los. Sie hat Dirks grüne Schuhe bewundert und für sehr schön befunden. Die Frau war schon eine Respektsperson. Sie schien aber überhaupt nicht streng. Sie war groß, recht lustig, schwarz, dominant, aber noch nicht zu alt (zw. 30 und 40?) und sah sehr erfahren aus.
Sie sagte dann, die Regeln, um so eine Nummer zu erhalten, machen die hier und nicht CIEE. Aber Sie sei sich mit den Regeln auch nicht sicher und hat sie für uns nachgeschaut.
Das Problem war nun klar. Das J1-Visum, wie wir es haben sei sehr selten. Damit kenne sich noch keiner von den Bearbeitern aus.
Das Problem ist, wir seien offiziell noch gar nicht eingereist. Wir hätten noch ein paar Tage warten müssen, bis wir als 'in den USA angekommen' registriert sind. Dann erst hätten wir eine Nummer beantragen können. Die Typen vom Flughafen und die Computersysteme brauchen eine Weile bis wir landesweit in den Computern gemeldet sind. Deshalb hätten die Bearbeiterinnen an den Fenstern auch eine Unterschrift verlangt.
Wir haben dann gleich unsere Anträge bei ihr (der Name war übrigens Mrs Phillipps) gelassen. Jetzt kann es zwischen 2 und vielen mehreren Wochen dauern, bis wir unsere Nummer erhalten. Wir können dann Anfang Februar anrufen und nachfragen, ob wir denn unsere Nummer schon erhalten haben. Wenn ja, können wir wieder hin und uns wieder 2-3 Stunden in die Schlange einreihen, um dann erstmal unsere Social Security Nummer (Sozialversicherungsnummer) (nur die Nummer, nicht die Karte) zu erfahren. Die Karte wird uns dann aber trotzdem per Post zugeschickt. Wenn die aber in 2 Wochen noch keine Nummer für uns generiert haben, dann müssen wir noch länger warten...
Auf jeden Fall haben wir jetzt immernoch keine Nummer.
Hat da jetzt jemand, von dem was ich geschrieben habe, durchgesehen? Na egal. Ämter halt.

Halb 2 nachmittags (der halbe Tag war nun schon wieder weg) waren wir dann wieder in der Firma.
Peter hat schon zu Mitttag gegessen.
Wir sind zu Whataburger gefahren. Das ist fast das gleiche wie McDonalds. wir haben jeder ein Burgermenü mit Pommes und Getränk bestellt. Als Getränk gabs wieder einen leeren Becher, den wir uns dann an den Getränkehähnen selber füllen konnten. Zur Auswahl gabs wieder viele verschiedene süße Limos (verschiedene Colas, Erdbeerfanta, usw...). Natürlich kann man sich wieder nachholen, soviel man will. Aber wer soll das alles trinken?

Zurück auf Arbeit ging dann der Stress erst richtig los.
Wir sollten einen neuen Account für eine neue Mitarbeiterin einrichten, so dass sie mit dem System arbeiten kann.
Inzwischen ist der Frau am Empfang (Nohemi) der Computer abgestürzt. Den ham wir neu gestartet, dann ging da nichts mehr. Der Comuter hat keine Festplatte und demzufolge kein Betriebssystem mehr gefunden. Den Computer ham wir dann erstmal ausgemacht. Sie hat ihn später wieder gestartet, und der ging wieder. Der läuft sogar bis heute noch(jetzt, wo ich gerade den Bericht schreibe (05. 02.)). Komisch.
Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, warum wir das jetzt schon alles machen sollen / können / dürfen:
Außer uns hat in der Firma wirklich keiner Ahnung von den Systemen. Wenn da mal was kaputt geht, kann keiner mehr Rechnungen schreiben, usw. Das Netz wurde bis jetzt und wird auch weiterhin von den Praktikanten verwaltet. Wenn gar nichts mehr geht kommt ein Spezialist (Henry), der sich mittlerweile auch bestens mit dem System auskennt. Dieser arbeitet aber nicht an der Firma und kostet mehr als das 10-fache pro Stunde als wir Praktikanten. Der wird dann auch wirklich nur bestellt, wenn gar nichts mehr geht. Jetzt sind wir die Alleinherrscher über das Computerzeugs - Oh Nein.
Naja, so groß ist ja das Netzwerk in der Firma ja nun auch wieder nicht. Die ca. 20 Computer, die die hier haben...

Wir sollten ja noch einen neuen Account für die neue Nutzerin anlegen, die am Montag hier zu arbeiten anfängt. Jetzt kam aber der Supergau:
Im Serverraum wollten wir uns dann nach Anleitung der letzten Praktikanten durch das System arbeiten.
Der Serverraum ist übrigens nicht größer als eine große Besenkammer. In ihm stehen 2 Bildschirme, ein Haufen Kabel für das Telefonsystem, das Netzwerk usw., ein Raidsystem und ein paar Servercompter in Form von großen Platten in einem Rack.
Der Supergau war der, dass bei dem Betriebsystem die Testzeit auslief. So haben sich alle Dienste von selbst angehalten. Keiner konnte sich mehr am Netz anmelden und arbeiten, alle Drucker funktionierten nicht mehr... wunderbar.
Wir haben dann Holger, einen der letzten Praktikanten, in Deutschland angerufen und gefragt, was zu tun sei. Der saß schon in einer Kneipe (bei ihm war es bereits nachts halb 12) und hat ein paar Bier getrunken. Der meinte nur, wir sollen nach seiner Anleitung den Server im abgesicherten Modus hochfahren und ein paar Programme ausführen. Das hat dann zum Glück auch funktioniert. - Puh.
Es liegt aber schon eine neue, ordentliche Software-CD bereit, die nur noch installiert werden braucht damit das System dann wieder stabil läuft (was wieder mindestens einen Tag an einem Samstag beansprucht, an dem keiner am System arbeiten kann)
Irgendwann lief dann alles wieder, und der neue Account war dann auch angelegt.
Peter hat gemeint, der Netzwerkadministrator, der in Notfällen von einer anderen firma bestellt wird (Henry), um dann die größten Probleme zu beheben, kostet wohl so etwas über 100 Dollar die Stunde. Wir Praktikanten kosten weniger als ein Zehntel. Irgendwann, so sagt Peter, werden wir wohl auch so viel kosten. Da war ich dann schon ein bissel stolz auf mich, als er das gesagt hat.

Aber so schlimm haben wir es dann wohl doch nicht getroffen. So eins, zwei Monate bevor wir hier ankamen, soll es einen Festplattencrash gegeben haben. Und ein Backup der Daten gab es zu dem Zeitpunkt nicht. Da musste dann der teuer bezahlte Experte die Daten wieder restaurieren. Alle verlorenen Daten wieder in den Computer einzutippen, wäre dann doch recht aufwendig gewesen. Das wäre aber trotzdem noch möglich gewesen, weil alle Daten noch auf Papier existieren. Aber das alles wieder einzutippen, hätte Monate gedauert: alle Kundendaten, alle Rechnungen, alle Mitarbeiterdaten. usw. - viele Daten eben.
Auf jeden Fall hielt sich der damalige Ausfall in Grenzen; hat aber trotzdem schon recht große Kosten nach sich gezogen.

Wir haben dann noch das Telefon für das Appartment beantragen wollen. Dirk hat bei der Telefongesellschaft angerufen. Aber ohne Social Security Card Number oder Führerschein (gilt hier als Ausweis, und den bekommt man sowieso nur mit der Social Security Nummer) geht das mal wieder nicht so einfach. Aber Dirk hats tortzdem hingekriegt (nach mehreren Versuchen).
Am Montag werden wir dann freigeschaltet. Es kostet 25 Dollar Grundgebühr und 10 Dollar für die Modemflatrate. (das Modem ist hier übrigens fast doppelt so schnell (4,8 KByte/s) als in Deutschland)

Es war mittlerweile wieder schon sehr spät. Wir waren fast die letzten in der Firma. Wir ham uns gleich noch einen Pömpel (dieses Ding zum Abflussreinigen) mitgenommen, weil der Abfluss unserer Dusche im Appartment verstopft war. Den Pömpel haben wir dann am nächsten Tag wieder zurückgebracht.

So ein Stress.
Und unsere Arbeit beginnt ja offiziell erst am Montag. Naja, dafür gibts ja schon bissel Geld für heute und gestern.

Zurück zu Hause haben wir den Abfluss der Dusche gereinigt. Dann habe ich mir Notizen für dieses Tagebuch gemacht, damit ich nicht alles vergesse.
Jetzt haben wir uns erstmal ausgeruht.

Peter hat uns dann erstmal gezeigt, wie wir Strom, Telefon und Miete bezahlen. Dies geschieht ja hier alles mit einem Check. Er hat gleich einen Check, für die Telefonrechnng und für den Strom ausgefüllt.
Die nächse Miete müssen wir dann selbst bezahlen. Dazu müssen wir uns einen Check kaufen. Wir haben ja noch kein Bankkonto. Das heißt dann Moneyorder.
Beim Ausfüllen des Checks muss man drauf achten, dass man die Eins nur als senkrechten Strich (ohne Anstrich) schreibt, und die Sieben ohne Querstrich (wie z.B. auf den Computertastaturen). Sonst kommt es schnell zu Verwechslungen.

Ein anderer wichtiger Tipp, den wir heute noch von Peter bekommen haben war, dass man das Auto im Appartmentkomplex immer vorwärts einparken muss, sonst wird man abgeschleppt. Holger (der, der mit Peter zusammen in der Firma gearbeitet hat, aber bereits abgereist ist) ist dies schonmal passiert. Der musste dann über 100 Dollar zahlen, um das Auto wieder zu bekommen.

Im Fernsehen haben wir dann noch die Simpsons angeguckt, und sind dann irgendwann erschöpft ins Bett gegangen.

Und wieder ist ein anstrengender Tag zu Ende gegangen.



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